Meine Schwester hat mich ohne Reue auf die Straße gesetzt.
Meine Schwester Greta war immer die wichtigste Person in meinem Leben. Nach dem Tod unserer Eltern hatten wir uns versprochen, einander immer beizustehen.
Als mein Sohn erwachsen wurde, zog er nach Berlin, während ich in München blieb. Später ließ ich mich von meinem Mann scheiden und verlor meine Wohnung.
Da bot mir Greta an, in ihrem Haus zu wohnen. Sie war selten da, meist reiste sie durch Europa.
Da ich in der Firma meines Ex-Mannes gearbeitet hatte, stand ich nicht nur ohne Dach über dem Kopf da, sondern auch ohne Job. Es war hart – erst lebte ich von Ersparnissen, dann fand ich Arbeit als Reinigungskraft. So verbrachte ich über zwei Jahre in Gretas Haus.
Dann kam der Tag, an dem sie mir sagte, ich müsse bald ausziehen, weil sie das Haus vermieten wolle. Sie hatte sogar schon mit einem Makler gesprochen.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Nur ein leises „Okay“ kam über meine Lippen. Ich war so wütend, dass ich fast keine Luft bekam. Doch ich musste mich beruhigen und überlegen, wie es weitergehen sollte – wohin ich gehen könnte.
Als Greta ins Haus kam, plapperte sie über Nebenkosten und ihren Termin mit dem Makler. Ich konnte mich kaum auf ihre Worte konzentrieren. Noch am selben Abend flog sie nach Mallorca – für vier Monate. Sie strahlte vor Freude. Normalerweise hätte mich das glücklich gemacht, aber nicht diesmal.
Mir schoss nur ein Gedanke durch den Kopf: Wo finde ich eine Wohnung? Eine Einzimmerwohnung in München ist teuer, und mein Gehalt reicht gerade mal für ein altes Häuschen am Stadtrand. Ich wälzte Optionen, doch nichts schien brauchbar.
Einen Monat später klingelte es an der Tür.
Eine fremde Frau trat ein und sagte, sie sei Gretas Maklerin. Ich solle sofort das Haus verlassen, denn die neuen Mieter würden noch in derselben Nacht einziehen. Ich versuchte zu erklären, dass ich nirgendwohin konnte, dass Greta mir nichts gesagt hatte. Doch sie hörte nicht zu. Ich rief Greta an, doch durch die Zeitverschiebung schlief sie auf Mallorca tief und fest.
Ich packte meine Sachen und ging. Die Nacht verbrachte ich auf einer Parkbank. Am Morgen kam eine SMS von Greta: „Schatz, tut mir leid, dass es so enden musste. Ich hoffe, du hast schon was Neues gefunden.“
Diese Nachricht zerriss mein Herz. Wie konnte sie mir das antun? Meine eigene Schwester!
Ich verstand, dass sie Geld brauchte, aber warum musste sie mich vor vollendete Tatsachen stellen?
Es traf mich tief, dass Geld nun wichtiger schien als Familie.
Schließlich mietete ich ein winziges Zimmer in einem alten Haus am Stadtrand. Später fand ich einen besseren Job, und es wurde etwas leichter.
Jetzt sitze ich in meiner engen Kammer wie eine Maus, niemandem zur Last, damit ich nicht wieder obdachlos werde.
Es schmerzt mich, dass Greta sich nie wirklich entschuldigt hat.
Irgendwann rief sie an und fragte, wie es mir ginge. Doch in meinem Herzen ist kein Platz mehr für sie. Ich sage nur: „Mir geht’s gut, wie allen anderen auch.“
Dies ist der Brief einer Münchnerin. In ihren Zeilen liegt kein Hass, nur die Mahnung, die Menschen zu schätzen, die uns lieb sind. Klar ist sie verletzt, doch wer aufrichtig um Verzeihung bittet, dem kann man alles vergeben.
Denk darüber nach: Vielleicht hast du jemanden versehentlich gekränkt – jetzt wäre der richtige Moment, um um Vergebung zu bitten.
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