**Mein Tagebuch – eine besondere Begegnung an Bord**

Im Business-Class-Bereich machten sich einige Passagiere über eine ältere Frau lustig. Doch am Ende des Fluges richtete der Kapitän ausgerechnet an sie eine Botschaft.

Mein Herz klopfte heftig, als ich meinen Platz im Business-Class einnahm. Neben mir entbrannte plötzlich ein Streit.

„Ich werde nicht neben dieser… Person sitzen!“, fauchte ein Mann um die Vierzig und musterte abschätzig ihr schlichtes Kleid, während er sich an die Stewardess wandte.

Es war Viktor Schröder. Er hielt sich offenbar für etwas Besseres und zeigte seine Verachtung ganz unverblümt.

„Es tut mir leid, aber das ist ihr Platz, und wir können ihn nicht ändern“, erwiderte die Stewardess ruhig, während Viktor die ärmliche Jacke der alten Frau anstarrte.

„Solche Plätze sind für Leute wie sie viel zu teuer“, warf er hin und sah sich suchend um, als erwarte er Zustimmung von den anderen.

Lina, obwohl ihr das Herz schwer wurde, schwieg. Sie trug ihr bestes Kleid – schlicht, aber ordentlich. Mehr konnte sie sich nicht leisten.

Einige Passagiere tuschelten, manche nickten sogar Viktor zu.

Es wurde unerträglich. Da hob Lina zitternd die Hand und flüsterte:

„Ist schon gut… Wenn es einen Platz in der Economy gibt, ziehe ich um. Ich habe mein ganzes Leben für dieses Ticket gespart, aber ich will niemandem zur Last fallen…“

Die zerbrechliche Frau war fünfundachtzig Jahre alt. Es war ihr erster Flug. Der Weg von Hamburg nach Berlin war für sie beschwerlich gewesen: die endlosen Flughafengänge, die Schlangen, das Gedränge.

Die Fluggesellschaft hatte ihr sogar eine Begleitung gestellt, damit sie sich nicht verirrte.

Und nun, wo ihr Traum so greifbar war, begegnete ihr nur Härte und Überheblichkeit.

Doch die Stewardess blieb fest: „Nein, Oma. Sie haben dieses Ticket bezahlt. Sie haben jedes Recht, hier zu sitzen. Lassen Sie sich das nicht nehmen.“

Mit eisiger Stimme wandte sie sich an Viktor: „Ein weiteres Wort, und ich rufe die Sicherheit.“

Erst dann verstummte er unwillig.

Das Flugzeug hob ab. Lina, noch immer nervös, ließ ihre Handtasche fallen. Plötzlich bückte sich Viktor und half ihr, die Sachen einzusammeln.

Als er ihr die Tasche reichte, fiel sein Blick auf ein kleines Medaillon mit einem roten Stein.

„Ein außergewöhnliches Stück“, murmelte er. „Ich kenne mich mit Antiquitäten aus. Dieser Rubin ist echt. Ihr Medaillon ist ein Vermögen wert.“

Lina lächelte.

„Ich weiß nicht… Mein Vater hat es meiner Mutter gegeben, bevor er an die Front zog. Er kam nicht zurück. Meine Mutter gab es mir, als ich zehn war.“

Sie öffnete vorsichtig das Medaillon und zeigte zwei vergilbte Fotos: Auf dem einen ein junges Paar, auf dem anderen ein lachendes Kind.

„Das sind meine Eltern“, sagte sie zärtlich. „Und das… ist mein Sohn.“

„Fliegen Sie zu ihm?“, fragte Viktor vorsichtig.

Lina senkte den Blick.

„Nein. Ich musste ihn damals ins Kinderheim geben. Ich war allein, ohne einen Pfennig. Ich konnte ihm kein gutes Leben bieten. Vor Kurzem habe ich ihn durch einen DNA-Test gefunden. Doch er sagte, er wolle nichts mit mir zu tun haben. Heute ist sein Geburtstag. Ich wollte nur… ein wenig näher bei ihm sein.“

Viktor erstarrte.

„Warum dann dieser Flug?“

Lina lächelte, doch ihre Augen waren traurig:

„Er ist der Kapitän dieses Flugzeugs. Es ist meine einzige Chance, ihm wenigstens für einen Moment nahe zu sein.“

Viktor lehnte sich zurück. Scham überkam ihn.

Die Stewardess, die das Gespräch belauscht hatte, verschwand leise im Cockpit.

Einige Minuten später ertönte die Stimme des Piloten:

„Guten Tag, verehrte Passagiere. Wir bereiten uns auf die Landung in Berlin-Tegel vor. Doch zuvor… möchte ich einer besonderen Passagierin etwas sagen: meiner Mutter. Mama, bleib nach der Landung bitte sitzen. Ich will dich sehen.“

Lina erstarrte. Tränen liefen über ihre faltigen Wangen. Applaus brandete auf, manche weinten, andere lächelten.

Als das Flugzeug gelandet war, durchbrach der Kapitän die Regeln: Er stürmte aus dem Cockpit und warf sich weinend in Linas Arme. Er hielt sie so fest, als wollte er die verlorenen Jahre zurückholen.

„Danke, Mama, für alles, was du für mich getan hast“, flüsterte er.

Lina schluchzte: „Es gibt nichts zu vergeben. Ich habe dich immer geliebt…“

Viktor stand abseits, den Kopf gesenkt. Er schämte sich. Er hatte verstanden, dass hinter ärmlicher Kleidung und Falten eine Geschichte großer Opfer und Liebe steckte.

Dies war kein gewöhnlicher Flug. Es war die Begegnung zweier Herzen, die die Zeit getrennt hatte – und die doch zueinanderfanden.


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